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08.05.2021
Museum

Frühlingsspaziergang auf Eintracht-Spuren - Teil 7

Da das Museum wegen der Coronapandemie geschlossen ist, startet einfach ein Stadtrundgang auf den Spuren der Eintracht.

Der Stadtrundgang geht weiter. Und da am Sonntag bestes Wetter sein soll, pilgert doch vor dem Spiel gegen Mainz 05 einfach mal zur Hundswiese. Orientieren könnt ihr euch an der Eschersheimer Landstraße 181, dort findet ihr auch einen kleinen Kiosk! Übrigens: Das Buch „59 Eintracht-Orte“, dem dieser Text entnommen ist, gibt’s für nur 15 Euro euerm Lieblingsmuseum, derzeit leider nur per Post. Bestellen könnt ihr unter museum@eintrachtfrankfurt.de.

Hundswiese

In den Anfangstagen des Fußballs in Frankfurt kickte die meist bürgerliche Jugend auf der im heutigen Westend gelegenen Körnerwiese, auf der am Sachsenhäuser Mainufer liegenden Seehofwiese oder auf der Hundswiese. Die Vorgänger der Eintracht trafen sich auf der Hundswiese, zeitweise auch Altaracker genannt, diese lag an der heutigen Miquelallee. Begrenzt wurde sie von der Eschersheimer Landstraße und der Frankfurt-Eschersheimer Lokalbahn, der die Frankfurter respektlos den Namen „Knochenmühle“ verpasst hatten. Die Hundswiese war eine große Vorstadtwiese, auf der auch Turnveranstaltungen und politische Großkundgebungen stattfanden. Sonntags flanierten hier Frankfurter Familien. Direkt an der Hundswiese befand sich die Gaststätte „Milchkur“, ein Treffpunkt für Spaziergänger und Fußballer.

In zeitgenössischen Berichten wird ein schönes Bild der Hundswiese gezeichnet. 1929 erinnerte sich C. Dehm in den Vereinsnachrichten der Eintracht an die Aufteilung des Areals: „Germania hatte ihren Platz hinten und spielte in schwarz-weiß gestreiften Sweatern. Die Kickers in weißer Bluse spielten quer der Miquelallee entlang; die Victoria in roter Bluse hatten ihren Platz vorn an der Eschersheimer Landstraße.“ Auch zu den Umkleideräumen wusste Dehm einiges zu berichten. „Germania, als ältester Verein, hatte den schönsten Raum. Die Kickers mussten schon mehrere Meter durch Dick und Dünn gehen, um zu ihrem Zimmer zu gelangen. Am schlimmsten hatte es die Victoria. Vorn in einem ehemaligen Hühnerstall, erste Etage, hausten sie.“ In einem Manuskript von Michael Pickel findet man auch Informationen über die Einrichtung dieses Hühnerstalls, den die Victoria vom Wirt der Milchkur für neun Mark monatlich angemietet hatte. Eines Sonntags machten sich die Mitglieder Kurt und Philipp Wüst „bewaffnet mit einem Eimer Kleister, Tapeten und Reklameplakaten von Fahrradfabriken“ auf zur Hundswiese und „bedeckten die rauen Wände des Raums so gut es ging und der Belag hielt. Bänke und Stühle wurden herbeigeschafft bzw. beim Wirt heimlich beschlagnahmt, Waschbecken und Handtücher erstanden und fertig war der sehr luftige Umkleideraum – mit dem Scheunendach als Decke – und in dem die Victorianer bald merken sollten, dass sie der Zunft der Kleider-, Uhren- und Gelddiebe ein Eldorado erschaffen hatten.“

Nicht nur die Umkleideräumlichkeiten hatten ihre Tücken, auch die Spielfelder waren nicht ohne und vor allem: Sie mussten vor dem Spiel erst mal vorbereitet werden. C. Dehm berichtet dazu: „Der Kapitän gab keinen Ball heraus, bis der Platz in Ordnung war. Die gesamte Mannschaft beteiligte sich ohne Ausnahme! Es mussten die Tore geholt und aufgeschlagen werden; Netze mussten eingehängt werden. … Die Zuschauer standen oft im Spielfeld, mussten immer und immer wieder durch Mitglieder an die Grenzmarke gebracht werden. Es führte auch ein städtischer Weg mitten durch die Hundswiese; es kam öfters vor, dass eine Familie mit Kind und Kegel und Kinderwagen in aller Gemütsruhe während eines Spiels durchfuhr. Bitten der Ordner half meistens nichts, und nur ein saftiger Dropkick wider die Ehestandslokomotive befreite den Spielplatz restlos.“

Man glaubt es kaum, aber auf diesen Spielfeldern der Hundswiese fanden die ersten Pflichtspiele der Eintracht-Vorgängervereine statt. Es dauerte bis zum 31. März 1907, ehe die Victoria an der Eschersheimer Landstraße 275 einen eigenen, geschlossenen Platz eröffnen konnte. Die Kickers taten sich mit einer vereinseigenen Anlage weiterhin schwer. Nachdem Wettspiele nur noch auf geschlossenen Plätzen ausgetragen werden konnten, wurden die Kickers Untermieter bei der Victoria. 1911 fusionierten die beiden Vereine zum Frankfurter Fußballverein, der 1912 am Rosegger-Sportplatz ein neues Vereinsgelände bezog. Die Hundswiese wurde Ende der 1920er Jahren bebaut, heute befindet sich an der Stelle ein Wohngebiet, die Straßen Hansaallee, Walter-vom-Rath-Straße, Duisbergstraße und Plieningerstraße liegen auf dem Gelände der ehemaligen Heimat der Eintracht-Urväter. Und? Wohnt jemand auf dem sporthistorischen Gelände?

Kontakt

Eintracht Frankfurt Museum
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Mörfelder Landstraße 362
60528 Frankfurt
Telefon: 069 95503 275
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museum@eintrachtfrankfurt.de