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30.03.2021
Museum

Frühlingsspaziergang auf Eintracht-Spuren

Da das Museum wegen der Coronapandemie geschlossen ist, startet einfach ein Stadtrundgang auf den Spuren der Eintracht.

Dazu sei euch das Buch „59 Eintracht-Orte“ ans Herz gelegt, das ihr unter museum@eintrachtfrankfurt.de für nur 15 Euro bestellen könnt. Die Texte, die in den nächsten Tagen erscheinen, wurden dem Buch entnommen. Los geht's in der Stadt und bei der Turnhalle im Oeder Weg.

Eintracht-Ort: Turnhalle im Oeder Weg

Im Oeder Weg 37 befindet sich ein wenig versteckt, da quasi ein „Hinterhaus“, die Turnhalle der Eintracht. Hier ist immer viel los. Vom Babyturnen bis zum Ballettunterricht, von Sportakrobatik bis Geräteturnen reichen die Angebote, die die rührig aktive Abteilung ihren Mitgliedern bietet. Mit über 3.400 Mitgliedern, davon 800 Kindern und Jugendlichen, ist die Turnabteilung übrigens die größte aktive Abteilung des Vereins.

Geturnt wird im Oeder Weg schon fast 140 Jahre. Als die Turngemeinde sich 1861 gründete, turnte man zunächst in „Gattingers Garten“, einem Turnplatz im Garten des Wirts Gattinger in der Eckenheimer Landstraße. Später nutzten die Turner andere Hallen, ehe 1883 im Oeder Weg die Grundsteinlegung für eine eigene Halle stattfand. Die vereinseigene Halle wurde 1884 feierlich eingeweiht und ein Jahr später gleich erweitert.

Bei dem schweren Bombenangriff auf Frankfurt wurde die Turnhalle Ende 1944 zerstört. Nach Kriegsende begannen die Turner, die zerstörte Halle wieder notdürftig aufzubauen. Zunächst wurden der Schutt abgetragen und die unter den Trümmern liegenden Reste des Gebäudes gesichert. Fenster wurden erneuert, die Umkleiden provisorisch instandgesetzt, Wände wieder gemauert. Dabei organisierte man sich auf nicht ganz legalem Weg Baustoffe von einer prominenten Baustelle. Die Paulskirche, die als erstes großes Bauwerk Frankfurts nach Kriegsende wieder aufgebaut wurde, war eine große Baustelle, an der die Turner nachts immer wieder Baustoffe klauten. Trotzdem dauerte es bis 1952, ehe der offizielle Turnbetrieb im provisorisch aufgebauten Gebäude wieder aufgenommen wurde. Zwei Jahre später erlangte die Turnhalle der Eintracht bundesweite Beachtung. Denn im Gebäude befand sich eine Rentenzahlstelle der Bundespost. Im Dezember 1954 überfiel Karl-Heinz Jaeger mit seiner „Jaegerbande“ diese Zahlstelle, die Gang erhoffte sich einen Millionencoup. Doch die Beute blieb überschaubar und kurze Zeit später flog die Jaegerbande auch noch auf. Karl-Heinz Jaeger wurde zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt – begann im Gefängnis zu schreiben und veröffentlichte 1962 unter dem Namen Henry Jaeger „Die Festung“. Aus dem einstigen Turnhallenräuber wurde ein anerkannter Schriftsteller.

Wiederaufbau 1955

Der professionelle Wiederaufbau der Turnhalle im Oeder Weg begann 1955. Es entstand ein zweigeschossiger Bau, dem sich der erhaltene Teil der alten Turnhalle anfügte. Das damals entstandene Gebäude steht bis heute. In den vergangenen Jahren hat die Abteilung viel Engagement und Geld in die Modernisierung der Halle gesteckt. Die Fenster wurden erneuert, das Dach wurde repariert, der Parkettboden in der Halle ausgetauscht und das Mauerwerk trockengelegt. Heute gibt es im Gebäude neben der Turnhalle im ersten Stock einen Ballettsaal und im zweiten Stock Büros und einen Veranstaltungsraum. Wenn man aber in die Halle blickt, sieht man am Kopfende bis heute das Giebelfenster, das noch aus den 1880er Jahren stammt (leider mit neuem Glas). Im Treppenhaus zum zweiten Stock hängt heute eine Gedenktafel an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, die 1922 in der Turnhalle angebracht wurde. Und im Erdgeschoss befindet sich mit der Eintracht-Gaststätte ein hochgelobtes indisches Restaurant, im Volksmund „Schnitzel-Inder“ genannt. Hier kann man gut essen, und wenn man noch Sport treiben will, mietet man sich für ein Stündchen eine der beiden Kegelbahnen im Keller der Turnhalle und begibt sich damit auf eine Zeitreise in die 1970er Jahre. Wir wünschen „Gut Heil“ und „Gut Holz“.

Buchbestellungen werden per E-Mail an museum@eintrachtfrankfurt.de entgegengenommen.

Kontakt

Eintracht Frankfurt Museum
Deutsche Bank Park 
Mörfelder Landstraße 362
60528 Frankfurt
Telefon: 069 95503 275
museum.eintracht.de
museum@eintrachtfrankfurt.de