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22.07.2010
Traditionsmannschaft

Eintracht gewinnt 7:1 gegen den SV 98

Es war ein Rückblick in eine Zeit, die oft genug verklärend als ,,gute alte Zeit\" beschrieben wird, als ,,gute alte Fußballzeit\". Und doch hat es seine Berechtigung, wenn schwärmerisch die Namen aufgezählt werden, mit denen jeder ältere Fan Erinnerungen verbindet.

Die, die am Dienstagabend im Erbacher Sportpark als Traditionsmannschaften der Frankfurter Eintracht und des SV Darmstadt 98u aufliefen, sie haben ein Stück (Fußball-)Geschichte geschrieben. Körbel, Nachtweih, Komljenovic, Sobotzik oder Friz auf Frankfurter Seite ebenso wie Posniak, Kleppinger, Kuhl oder Mattern auf Darmstädter Seite.

Das Ergebnis, so schien es, geriet nach den zweimal 30 Minuten Spielzeit zur Nebensache. 7:1 (1:0) gewann die Eintracht die Begegnung. Thomas Zampach (3), Darmstadts Co-Trainer im Eintracht-Dress, Patrick Glöckner und Thomas Sobotzik (je 2) trafen für die Frankfurter, Gastspieler Addi Haumann für die Darmstädter. Die hatten Probleme gehabt, überhaupt eine Elf zusammen zu bekommen. ,,Aber eine Absage, das wär' nicht gegangen", war für Mannschaftsführer Uwe Kuhl klar, dass er irgendwie ein Team zusammenbringen musste. Auch deshalb trug Addi Haumann das Trikot mit der Lilie, wie schon einmal vor vielen, vielen Jahren - als C-Jugendlicher. Kuhl und Haumann spielen heute gemeinsam in der Ober-Ramstädter Altherren-Mannschaft. Den einzigen Treffer (zum 1:3) erzielten sie auch gemeinsam, Kuhl als Vorbereiter, Haumann als Schütze.

Dass die Frankfurter, die mit 16 Spielern in den Odenwald gereist waren, vor gut 500 Zuschauern die klar bessere Mannschaft waren, lag nicht nur an der personellen Überzahl. Sie war im Schnitt auch jünger und entsprechend fitter als die Darmstädter, bei denen mit zunehmender Dauer die Schritte kürzer wurden. Bis zum Halbzeitpfiff hatte der SV 98 beim 0:1 noch mitgehalten. Aber die brütende Hitze forderte nach dem Wechsel ihren Tribut. Es ging schließlich um nichts. Um nichts weniger als den Sieg. Denn verlieren wollte keiner: Das fußballerische Sieger-Gen zeichnet sie alle aus. Der Kopf will, der Körper nicht immer (mehr), das Sieger-Gen stößt an Grenzen. Und doch, es ist da, zumindest so lange, wie sie auf dem Platz stehen. Da grätschte ein Freddy Heß wie einst, da zeigte sich Gerhard Kleppinger als Ballverteiler wie einst bei Olympia in Seoul, da rannte Oliver Posniak wie einst von einer Ecke zur anderen. Und im Mittelfeld ackerte wie einst Stefan Trautmann, diesmal auf heimischer Odenwälder Scholle. Aber - und auch das muss festgehalten werden - der Beste im Lilien-Trikot war Joachim Nink. Darmstadts Torhüter verhinderte ein Debakel für die Lilien-Traditionsmannschaft.

Und bei Frankfurt, da zeigten zum Beispiel Thomas Sobotzik, Slobodan Komljenovic, Norbert Nachtweih und Kapitän Karl-Heinz ,,Charly" Körbel, warum die Eintracht jene Klassespieler in ihren Reihen hat, die es zu vielen Titeln gebracht haben - wenn auch nicht alle im Adler-Trikot. Das Reservoir der Frankfurter für ihre Traditionsmannschaft ist unerschöpflich. Obwohl auch einige der Eintrachtler ins Dress des SV 98 gepasst hätten. Wolfgang Trapp zum Beispiel, dazu die diesmal fehlenden Thomas Klepper oder Michael Anicic, Markus Beierle oder Oscar Corrochano. Sie alle hatten in ihrer aktiven Zeit auch das Lilien-Trikot getragen.

Und doch bleibt das wichtigste an diesem heißen Abend rund um den Wiesenmarkt: 1023 Euro nahmen die veranstaltenden Schausteller ein. Das Geld ging an die FSV Erbach, die den Sportpark barrierefrei machen will. Heißt, ihn behindertengerecht umzubauen. Bislang kamen bei verschiedenen Benefizveranstaltungen schon rund 22 000 Euro zusammen, nun plus den Betrag vom Benefizspiel zwischen den beiden Traditionsmannschaften aus Frankfurt und Darmstadt. Schon allein deshalb ist das Spielresultat zweitrangig gewesen.

Quelle: Hans-Jürgen Kalweit, www.echo-online.de